Kapitel 4 - sinkende Vernunft

 
 
Nun war ich bereits seit einer Woche hier bei den Kato's. Sie gaben mir ein eigenes Zimmer, zu Essen, Kleidung. Soweit ging es mir gut, wäre da nicht dann dieses schreckliche Gefühl, dass ich nicht loswerden konnte. Ich glaubte, dass nachts jemand in mein Zimmer kam, und mich ein Weilchen beobachtete beim Schlafen. Ich fühlte eine Art "Präsenz". Genaues konnte ich jedoch nicht sagen. Meine neue Pflegeeltern sprachen nicht mit mir. Ab und zu kamen bissige Kommentare von Masao. Mami lächelte mich manchmal an, doch auch bei ihr kam das Lächeln nicht zu den Augen. Sie schaute immer unendlich traurig.
 
 
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Es vergingen mittlerweile 3 Jahre, seitdem ich in diese Familie kam. Ich erhielt Zuhause Unterricht, während meine Ziehgeschwister eine gewöhnliche Schule besuchten. Sie waren mittlerweile 13 Jahre alt. Morgen ist mein 8. Geburtstag. Morgen ist auch Ai's 8. Geburtstag. Nein. Morgen wäre es Ai's 8. Geburtstag. Dieser Gedanke treibte mir Tränen in die Augen. Nun sind es schon 3 lange Jahre, seitdem Mummy, Daddy und Ai tot sind. Ich legte mein Gesicht auf meine Arme und weinte, als mich irgendjemand auf den Hinterkopf schlug. Es war Masao, der gerade von der Schule kam. "Heul nicht so, du Baby! Mami, komm in mein Zimmer. Ich brauche Hilfe" sagte er an seine Schwester gewandt. Diese schaute mich traurig und voller Mitleid an. Sie hielt vor mir kurz inne, schien etwas sagen zu wollen, ehe sie in das Zimmer ihres Bruders huschte.
Ich wusste nicht, was beide taten, aber ich konnte ahnen, dass es nichts gutes war. So oft konnte ich Mami nachts weinen hören. Auch ihr Vater kam sie oft besuchen. Ich hatte keine Ahnung, was die beiden taten. Aber es verletzte sie. Und meine Pflegemutter schien es auch zu wissen. Aber sie sagte auch nichts. So versuchte ich all dies zu ignorieren.
 
 
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Es war die Nacht meines 12. Geburtstages. Ich lag in meinem Bett und schlief. Plötzlich knarrte die Tür, welche aufging. Ich schrak hoch. Mein Pflegevater trat ein. Er schloß die Tür, und trat langsam an mein Bett heran. Vor Furcht erstarrt konnte ich nichts weiter tun, als ihn anzustarren. Er trug dasselbe böse Grinsen wie damals bei unserem Kennenlernen. Doch diesmal war etwas anders. Auch seine Augen wirkten wie sein Grinsen. Sie hatten etwas Dämonenhaftes an sich. Ich war wie versteinert. Nun stand er direkt neben meinem Bett. Ich spürte, wie das Bett niedergedrückt worden ist, als er sich drauflehnt. "Du bist so wunderschön..." flüsterte er nur. Wie im Schock saß ich da, konnte nichts tun, während er sich aufs Bett lehnte, immer näher kam, und mich berührte. Dabei flüsterte er immer wieder dieselben Worte vor sich hin. Diese Berührungen erinnerten mich an damals. Sie erinnerten mich an den Fremden. An das, was er damals Mummy angetan hat. An das, was er damals Ai angetan hat. An das, was er mir angetan hatte...
Tränen flossen mir wie ein Wasserfall die Wangen herab, während mein Pflegevater sich an meinem Körper vergnügte.