Kapitel 5 - Verzweiflung

 
 
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2 Jahre lang ging das jetzt schon so, dass mein Pflegevater mich immer wieder nachts besuchte. In anderen Nächten besuchte mich Masao. Ich wusste, dass Mami dasselbe durchlebte, all die Zeit schon und schon länger. Sie musste es mir nicht sagen. Ich sah es an ihrem Körper. Die Hämatome, die Wunden, der nach vorn gebeugte Gang, und das ständige Rufen der beiden. Meine Pflegemutter wusste von all dem auch Bescheid. Sie sagte immer nur, 'es sei unsere eigene Schuld'. Öfters Mal schlägt sie mich und Mami. Aber sie versucht es immer so zu machen, dass wir es wieder bedecken können. Wenn sie einmal wieder sehr wütend ist, dann schlägt sie auch ins Gesicht. An solchen Tagen erhalte ich keinen Unterricht, und Mami bleibt auch da. 
 
 
Ich habe anfangs noch versucht, mich zu wehren, als alles anfing. Aber es brachte nichts. Jedes Mal, wenn ich mich wehrte, schlugen sie fester zu. Irgendwann rissen sie mir einen Fingernagel raus, damit ich lernte, dass ich keine Chance gegen sie habe. Ich erinnere mich noch genau an diese Schmerzen. An all das Blut und die Tränen, die geflossen sind. Von da an wehrte ich mich nicht mehr. Und mit meinem Willen zu kämpfen schwand auch meine Vernunft. 
 
 
Ich wusste garnicht, wie ich die 2 Jahre überlebt hatte. Jeden Tag Vergewaltigungen, oder Prügeleien. Jeder Tag ein Horror. Ich klammerte mich einzig und allein an den Gedanken, dass Ai es nicht wollen würde, jetzt aufzugeben und zu sterben. Wenngleich ich dann bei ihr sein könnte.
 
 
Es war wieder Nacht. Heute kam niemand zu mir. Ich saß auf meinem Bett, die Hände um mein Knie geschlungen, und wog mich hin und her. Mittlerweile tat ich alles, was mir gesagt worden ist. Ich gehorchte allem. Und wenn man mich bestrafen wollte, fing ich an zu weinen und zu betteln. Mein Lebenswille war ausgelöscht. Ich hörte gerade wieder Mami's Wimmern aus ihrem Zimmer. Masao war wohl wieder bei ihr, huh. So kann es nicht weitergehen, dachte ich mir. Ich kann nicht mein Leben lang hier verbringen, von meinem Pflegevater und -bruder misshandelt zu werden.. Nein.. Also kam mir ein Plan. Ein Plan, wie ich all dies ändern konnte.. Wie ich nicht länger hier leiden musste... So ging ich in die Küche, öffnete die Schublade, und betrachtete mein Spiegelbild auf dem Gegenstand in meiner Hand, welches durch den Mondschein hell funkelte.