Kapitel 9 - Einsamkeit

 
 
 
Ich reiste umher, bis ich kein Geld mehr hatte. Dann strandete ich in einer Stadt. Ich bettelte, um mir zumindest einmal am Tag etwas zum Essen holen zu können. Wenn es gut lief, hatte ich für den nächsten Tag etwas. Wenn es schlecht lief, dann hatte ich noch nicht einmal was zum trinken. Solange es noch so warm war, war es teilweise unerträglich. Da bin ich sogar zum nächsten Fluss und habe von dort getrunken, nur um nicht dieses Brennen im Hals verspüren zu müssen. Dadurch wurde ich öfters krank, aber das ist mir egal. Manchmal beklaute ich Leute auch. Wenn sie z. B. ihre Einkaufstüten stehen ließen, nahm ich diese mit. So habe ich schon oft Lebensmittel, Kleidung, sogar Geld gefunden. Ich kam so gut zurecht. Nur abends, wenn es wieder kühler wurde, wurde es oftmals unerträglich. Aber ich kam herum.
 
 
Mittlerweile habe ich mir etwas neues angewöhnt - ich habe die Häuser in Nachbarschaften beobachtet. Irgendwann wusste ich den Rythmus sämtlicher Bewohner, sodass ich mich immer wieder in die Häuser schleichen konnte, um zu duschen. Manchmal klaute ich auch frische Kleidung, nahm die alte aber immer wieder mit, und Lebensmittel. Ich hatte mich recht gut an mein neues Leben adaptiert.
 
 
 
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Im kommenden Winter begang ich einen fatalen Fehler. Ich beobachtete das Haus eines alten Ehepaars. Es sah so aus, als würden sie für ein paar Tage verreisen, Also brach ich hinein, und wollte dort die Nacht verbringen. Gerade, als ich in die Küche ging, um meinen unglaublichen Durst zu stillen, hörte ich eine Stimme von hinten "WAS SOLL DAS!?!?" Ich erschrak, und drehte mich um. Wie es schien, war die Frau noch hier, und sie sah mich! Ohne ein Wort zu sagen, rannte ich an ihr vorbei, Richtung Hinterausgang. Natürlich war ich schneller als sie, und konnte ihr entwischen. Die Frau aber warf mit Gegenständen nach mir, und traf mich mit einigen. Keines davon aber brachte mich zum taumeln, geschweige denn zum Stürzen.
Jedoch war ich verletzt. Als ich mir sicher war, dass ich weit genug vom Haus entfernt war, taumelte ich in einem Park auf die Bank zu. Ich setzte mich hin, und merkte erst dann, dass ich blutete. Mit der einen Hand fasste ich mir an die Stirn, wo mir das Blut runterronn, mit der anderen an die schmerzende Stelle an der Schulter. Mir war zum Heulen zumute.
 
Es war eiskalt, ich blutete und hatte Schmerzen, war hungrig und durstig, und hatte nichts mehr. So legte ich mich auf die Bank, und dachte über mein Leben nach. Tränen rannen mir die Wangen runter, während ich an meine Familie dachte. 'Würde ich hier sterben?' beschäftigte mich. Selbst wenn, dann wäre es nicht so schlimm. Schließlich gab es bisher nicht so viel, was mein Leben lebenswert machte.
 
 
"Ai... ich will dich sehen..." Ich schloss meine Augen.