Kapitel 4 - Blau

 

 

Absolut unvorbereitet trafen mich die Strömungen Unterwasser, wurde nach links gezogen, nach rechts, sodass ich entgültig die Orientierung verlor. 'Mist, das könnte ein riesiges Problem für mich werden' dachte ich mir. Denn wenn die Nereiden mich fanden, war ich 'Fischfutter'. Ich lachte darüber, weil das einfach nur lächerlich klang. So schwamm ich in die nächstbeste Richtung, in der Hoffnung, keinen Nereiden zu begegnen und zum Festland zu kommen. Ich schwam bereits schon so lange, dass ich nicht mehr wusste, wie lange schon. Langsam ermüdete ich, lies mich zum Grund des Bodens ziehen, und schloss die Augen.

Als ich sie wieder aufmachte, blickte ich in ein paar aquamarinblaue Augen, die sehr dicht an meinem Gesicht waren. Erschrocken wich ich zurück, nur um gegen irgendetwas zu stoßen. Langsam drehte ich mich um, und ich sah noch mehr Augen um mich. Ich war umzingelt - von Nereiden. Nicht, dass das schlimm genug war, so ging es mir langsam schlechter. Ich hatte nicht bedacht, dass ich dem Süßwasser zugehörig bin, und ich im Moment im Salzwasser schwamm. Ich musste schnellstens zurück an die Wasseroberfläche, und Luft holen, sonst würde ich binnen weniger Minuten hier elendig zugrunde gehen. Aber das durfte ich nicht, ich musste sie rächen. Also versuchte ich mit aller Kraft, hochzuschwimmen, doch mir fehlte die Kraft, und Dunkelheit umschloss mich.

Langsam öffnete ich die Augen, als Luft wieder meine Lungen füllten. Wer hatte mir hochgeholfen? Der Griff um meine Taille lockerte sich, als mich jemand fragte "Geht es dir jetzt besser?" Ich wandte mein Gesicht der Stimme zu, und blickte in die Aquamarinblauen Augen von vorhin. Eine Nereide hatte mir das Leben gerettet. Ungläubig und sprachlos stammelte ich vor mich hin, und sie lies mich los. Auf diesen Moment war ich nicht vorbereitet, also tauchte ich wieder Unterwasser, nur um von anderen Händen wieder an der Taille gepackt hochgezogen zu werden. Diesmal blickte ich in Marinblaue Augen. "D-Danke..." war alles, was ich herausbekam. "Was hat denn eine kleine Potameide hier zu suchen?" Seltsamerweise waren ihre Stimmen ganz freundlich, voll Neugier und nicht wie ich erwartet hatte, bösartig.

Ich erklärte ihnen alles, was bis jetzt passiert ist und mein Wunsch, zum Festland zu gelangen um stärker zu werden und um Rache zu nehmen. Wider Erwarten lachten sie nicht. Einen kurzen Moment schwiegen sie, dann sagte die Nereide mit den marinblauen Augen "Wir werden dich zum Festland bringen." So packte sie und die andere je eine Hand, und zogen mich in die Richtung meines Zieles.